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Peter Gaymann zeichnet Cartoons zu sozialer Arbeit.

»Zeichnen ist wie Soziale Arbeit, nur in anderer Form«

Cartoonist Peter Gaymann, das ist „der mit den Hühnern“. Brigitte-Leserinnen lieben ihn für seine Cartoon-Serie „Paar Probleme“. Er wird im In- und Ausland ausgestellt. Und auch viele soziale Organisationen setzen die Zeichnungen des studierten Sozialpädagogen ein. Wie kommt’s?

Herr Gaymann, haben Sie sich darauf spezialisiert, Cartoons zu »sozialen Themen« und sozialer Ungleichheit zu zeichnen?

Peter Gaymann: Als »Spezialität« würde ich es jetzt nicht bezeichnen. Bei mir geht immer es um Alltäglichkeiten, um menschliche Abgründe und kleine Widersprüche. Also Dinge, die zutiefst menschlich sind, ob ich nun über Yoga-Hühner spreche oder über Weintrinker.

Daraus entwickeln sich aber oft Zeichnungen, die sich stark im sozialen Bereich bewegen. Wenn sich zwei Hühner über Rollenverteilung unterhalten, ist das ja auch ein soziales Thema. Deshalb werden meine Zeichnungen oft für soziale Projekte verwendet – weil sie einfach dazu passen.

Die Stadt Waldkirch, in der ich lebe, hat bannergrosse Cartoons von Ihnen für ein Inklusionsprojekt eingesetzt.

Hier war ein wichtiger Tunnel den ganzen Sommer* über gesperrt, so dass der Verkehr durch die Stadt geleitet wurde. Während der Zeit dieses Dauerstaus hingen über die Stadt verteilt Zeichnungen, die die gestressten Autofahrer zum Nachdenken anregen sollten. Da flitzt dann zum Beispiel einer mit dem Rollstuhl am Stau vorbei und sagt: „Na, wer ist hier eigentlich behindert?“ Gab es diese Cartoons schon oder haben Sie sie extra für dieses Projekt gezeichnet?

In dem Fall war es tatsächlich ein direkter Auftrag an mich, Behinderung zu thematisieren. Speziell in Bezug auf die Situation in Waldkirch, mit diesem langen Stau – der hat die Autofahrer*innen einen Sommer lang ziemlich behindert.

Dass ich dort als Zeichner engagiert wurde, hat sich daraus ergeben, dass der Freiburger Gerontologe Thomas Klie dieses Inklusionsprojekt wissenschaftlich begleitete. Er hat mich vor einigen Jahren schon auf die Idee gebracht, das Thema Demenz zu bearbeiten. Daraus ist dann der Demensch-Kalender entstanden, den wir gerade in einer dritten Version herausbringen.

*Anmerkung: Das Interview stammt aus dem Jahr 2015

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Herr Gaymann, haben Sie sich darauf spezialisiert, Cartoons zu »sozialen Themen« und sozialer Ungleichheit zu zeichnen?

Peter Gaymann: Als »Spezialität« würde ich es jetzt nicht bezeichnen. Bei mir geht immer es um Alltäglichkeiten, um menschliche Abgründe und kleine Widersprüche. Also Dinge, die zutiefst menschlich sind, ob ich nun über Yoga-Hühner spreche oder über Weintrinker.

Daraus entwickeln sich aber oft Zeichnungen, die sich stark im sozialen Bereich bewegen. Wenn sich zwei Hühner über Rollenverteilung unterhalten, ist das ja auch ein soziales Thema. Deshalb werden meine Zeichnungen oft für soziale Projekte verwendet – weil sie einfach dazu passen.

Die Stadt Waldkirch, in der ich lebe, hat bannergrosse Cartoons von Ihnen für ein Inklusionsprojekt eingesetzt.

Hier war ein wichtiger Tunnel den ganzen Sommer* über gesperrt, so dass der Verkehr durch die Stadt geleitet wurde. Während der Zeit dieses Dauerstaus hingen über die Stadt verteilt Zeichnungen, die die gestressten Autofahrer zum Nachdenken anregen sollten. Da flitzt dann zum Beispiel einer mit dem Rollstuhl am Stau vorbei und sagt: „Na, wer ist hier eigentlich behindert?“ Gab es diese Cartoons schon oder haben Sie sie extra für dieses Projekt gezeichnet?

In dem Fall war es tatsächlich ein direkter Auftrag an mich, Behinderung zu thematisieren. Speziell in Bezug auf die Situation in Waldkirch, mit diesem langen Stau – der hat die Autofahrer*innen einen Sommer lang ziemlich behindert.

Dass ich dort als Zeichner engagiert wurde, hat sich daraus ergeben, dass der Freiburger Gerontologe Thomas Klie dieses Inklusionsprojekt wissenschaftlich begleitete. Er hat mich vor einigen Jahren schon auf die Idee gebracht, das Thema Demenz zu bearbeiten. Daraus ist dann der Demensch-Kalender entstanden, den wir gerade in einer dritten Version herausbringen.

*Anmerkung: Das Interview stammt aus dem Jahr 2015

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»Meine Cartoons holen soziale Probleme aus der Tabu-Ecke«

Inklusion und Demenz, das sind keine einfachen Themen. Sicher auch nicht für Sie als Cartoonisten.

Peter Gaymann: Nein, das sind sie nicht. Manche Menschen denken, dass man darüber überhaupt nicht lachen darf. Deshalb war es für mich auch sehr interessant, dass meine Demenz-Cartoons auf so grosse Resonanz gestossen sind. Viele Medien haben das Thema aufgegriffen und ich kriege fast wöchentlich Anfragen von sozialen Institutionen, Privatleuten oder Kirchengemeinden, ob sie die Bilder verwenden dürfen.

Scheinbar ist das Bedürfnis groß, diese schweren Themen mit Lachen zu verbinden.

Sicher sind die Menschen auch deshalb so begeistert von Ihren Cartoons, weil sie das Gefühl haben, endlich wahrgenommen zu werden?

Sicher geht es im Grunde darum, die Demenz aus einer Tabu-Ecke herauszuholen. Wenn Sie mal überlegen: vor drei, vier Jahren wurde noch darüber kaum geredet. Jetzt gibt es Talkshows und Bücher über Demenz. Das Thema ist in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Und da gehört es auch hin, denn schliesslich hat fast jeder einen Fall von Demenz in der Familie oder im Freundeskreis. Demenz und Behinderung – das sind Teile unseres Lebens. Humor kann die Probleme natürlich nicht lösen, aber er kann sie entspannen. Man kann ihn immer brauchen, ob es einem gut geht, oder dreckig.

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»Ich helfe einfach gern«

Sie haben in Freiburg Sozialpädagogik studiert. Schlummert in Ihnen immer noch ein Sozialarbeiter?

Ich habe nur kurz als Sozialpädagoge gearbeitet und hatte damals schon einen Schwerpunkt in der kreativen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dann bin ich schnell in die freie Künstlerszene hineingerutscht. Aber es ist so: bestimmte Themen holen einen immer wieder ein. Man muss zwar nicht Sozialpädagogik studiert haben, um emphatisch und mitfühlend zu sein. Aber ich interessiere mich für Menschliches und sehe diese Dinge vermutlich schneller, als andere. Deshalb ist das, was ich mache, vielleicht auch Sozialarbeit – nur eben in anderer Form.

Wenn Sie für Soziale Projekte arbeiten – worin sehen Sie dann Ihren Auftrag? Geht es darum, Spenden zu werben? Oder um Sozialkritik?

Ich helfe einfach gern. So muss man das sehen. Ich bin nicht der, der sagt: Ich will hier die Politik verändern. In erster Linie sehe ich mich als Zeichner und Humoristen.

Natürlich will ich wissen, wer meine Zeichnungen wofür verwendet. Da gibt es alles, vom Kirchenblättchen bis zu den Hochglanz-Zeitschriften. Ich verdiene ja auch mein tägliches Geld damit und verschenke meine Bilder nicht nur aus sozialem Engagement.

Für den Bundesverband der Kinderhospize trete ich als Botschafter auf. Aber man muss sich bündeln. Die Häuser und Verbände aus dem sozialen Bereich, die meine Cartoons kaufen, machen damit meistens Ausstellungen und Versteigerungen.

Können Sie sich vorstellen, dass künftig mehr Aufträge aus der Sozialen Arbeit kommen?

Geplant ist das nicht. Ich finde es toll, solche Themen bearbeiten zu können, ohne auf die Tränendrüse zu drücken.

Wenn ich mit meiner Arbeit etwas Gutes tun kann, ist das mir das mehr wert, als wenn ich einfach hundert Euro spende, und die Leute, die im sozialen Bereich arbeiten, freuen sich ja oft schon darüber, dass sie überhaupt mal Bildmaterial haben. Ich denke, so haben alle etwas davon. Trotzdem will ich auch andere Themen bearbeiten.

Zeichnen Sie eigentlich auch Sozialarbeiter und Journalisten? Um die geht es in diesem Blog…

Kann ich mich gar nicht entsinnen. Das fände ich auch sehr schwierig, denn da gibt es so viele Klischees. Das ist wie wenn man alle Firmenchefs als Schweine zeichnet und die Winzer ständig besoffen sind …

Alle Sozialarbeiter hätten dann meinetwegen Bärtchen und einen Pferdeschwanz. Da muss man schon schwer aufpassen. Es ist nicht mein Ding, Klischees zu pushen. Dafür ist die Soziale Arbeit viel zu vielschichtig. Die einen arbeiten in Büros, die anderen machen kreative Sachen. Sicher gibt es nicht DEN Typ Sozialarbeiter*in. Journalist*innen stelle ich mir grundsätzlich neugierig vor, als Menschen, die an einer Sache dran bleiben. Aber das äusserlich darzustellen, ist auch sehr schwierig!

Sie haben in Freiburg Sozialpädagogik studiert. Schlummert in Ihnen immer noch ein Sozialarbeiter?

Ich habe nur kurz als Sozialpädagoge gearbeitet und hatte damals schon einen Schwerpunkt in der kreativen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dann bin ich schnell in die freie Künstlerszene hineingerutscht. Aber es ist so: bestimmte Themen holen einen immer wieder ein. Man muss zwar nicht Sozialpädagogik studiert haben, um emphatisch und mitfühlend zu sein. Aber ich interessiere mich für Menschliches und sehe diese Dinge vermutlich schneller, als andere. Deshalb ist das, was ich mache, vielleicht auch Sozialarbeit – nur eben in anderer Form.

Wenn Sie für Soziale Projekte arbeiten, worin sehen Sie dann Ihren Auftrag? Geht es darum, Spenden zu werben? Oder um Sozialkritik?

Ich helfe einfach gern. So muss man das sehen. Ich bin nicht der, der sagt: Ich will hier die Politik verändern. In erster Linie sehe ich mich als Zeichner und Humoristen.

Natürlich will ich wissen, wer meine Zeichnungen wofür verwendet. Da gibt es alles, vom Kirchenblättchen bis zu den Hochglanz-Zeitschriften. Ich verdiene ja auch mein tägliches Geld damit und verschenke meine Bilder nicht nur aus sozialem Engagement.

Für den Bundesverband der Kinderhospize trete ich als Botschafter auf. Aber man muss sich bündeln. Die Häuser und Verbände aus dem sozialen Bereich, die meine Cartoons kaufen, machen damit meistens Ausstellungen und Versteigerungen.

Können Sie sich vorstellen, dass künftig mehr Aufträge aus der Sozialen Arbeit kommen?

Geplant ist das nicht. Ich finde es toll, solche Themen bearbeiten zu können, ohne auf die Tränendrüse zu drücken.

Wenn ich mit meiner Arbeit etwas Gutes tun kann, ist das mir das mehr wert, als wenn ich einfach hundert Euro spende, und die Leute, die im sozialen Bereich arbeiten, freuen sich ja oft schon darüber, dass sie überhaupt mal Bildmaterial haben. Ich denke, so haben alle etwas davon. Trotzdem will ich auch andere Themen bearbeiten.

Zeichnen Sie eigentlich auch Sozialarbeiter und Journalisten? Um die geht es in diesem Blog …

Kann ich mich gar nicht entsinnen. Das fände ich auch sehr schwierig, denn da gibt es so viele Klischees. Das ist wie wenn man alle Firmenchefs als Schweine zeichnet und die Winzer ständig besoffen sind …

Alle Sozialarbeiter hätten dann meinetwegen Bärtchen und einen Pferdeschwanz. Da muss man schon schwer aufpassen. Es ist nicht mein Ding, Klischees zu pushen. Dafür ist die Soziale Arbeit viel zu vielschichtig. Die einen arbeiten in Büros, die anderen machen kreative Sachen. Sicher gibt es nicht DEN Typ Sozialarbeiter*in. Journalist*innen stelle ich mir grundsätzlich neugierig vor, als Menschen, die an einer Sache dran bleiben. Aber das äusserlich darzustellen, ist auch sehr schwierig!

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Peter Gaymann, Cartoonist

Peter Gaymann (64) ist Cartoonist, Schriftsteller und Grafiker. Er lebt und arbeitet in Köln. Seine Zeichnungen sind immer wieder in vielen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Sie werden und wurden regelmäßig in Zeitschriften wie BRIGITTE, BUNTE, ZEIT-MAGAZIN und vielen anderen veröffentlicht. Mehr Info: www.gaymann.de

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