Journalistische Interviews gegenlesen: So geht’s richtig
»Gell, Sie schicken mir den Text aber nochmal zum Gegenlesen?« Wenn dieser Satz in der Pressearbeit fällt, ist oft schon Ärger vorprogrammiert. Denn: Diejenigen, über die die Presse berichtet, haben in letzter Konsequenz keinen Einfluss darauf, wie sie beschrieben werden. Der Grund dafür? Pressefreiheit. Wer sich Journalisten ins Haus holt, sollte das wissen und professionell damit umgehen.
Viele Sozialarbeiter*innen wissen das nicht – und gehen selbstverständlich davon aus, dass Sie am Zeitungsbericht der*s jeweiligen Redakteur*in mitarbeiten können.
Schnell liegt dann Ärger in der Luft. Denn abgesehen von der Pressefreiheit stehen Journalist*innen oft auch unter Zeitdruck. Da ist ein gewisser Pragmatismus gefragt. Einzelne Wörter hin und her schubsen und mit dir zusammen Begrifflichkeiten abwägen wie in einer Uni-Arbeitsgruppe? Das ist nicht drin! Vertraue also möglichst auf die Kompetenz deines Gegenübers – und lass auch mal Fünfe gerade sein. Im Zweifel kannst du immer noch einen Leserbrief schreiben oder um Berichtigung bitten.
Doch natürlich gibt es Situationen, in denen das Gegenlesen – oder auch »Autorisieren« – möglich und sogar üblich ist. Vorab solltest du dir ein paar Dinge bewusst machen:
Um welche Art von Artikel geht es?
Normale Zeitungsartikel können in aller Regel nicht gegengelesen werden.
Bei Interviews hat sich das »Autorisieren« in vielen Zeitungsredaktionen jedoch eingebürgert. Schließlich bestehen diese fast 1:1 aus deinen O-Tönen. Doch erwarte nicht, dass es von selbst geschieht: Es ist deine Aufgabe in der Pressearbeit, den Wunsch nach Gegenlesen anzukündigen. Tu das möglichst früh, damit dein journalistisches Gegenüber planen kann.
Grenzfälle sind Porträts beziehungsweise Artikel, in denen du als Person stark im Vordergrund stehst. Du können beispielsweise darum bitten, dass man dir deine O-Töne vor der Veröffentlichung noch einmal zuschickt.
Ein weiterer Grenzfall ist der Fachjournalismus: Um in einer Fachwelt Ansehen und Vertrauen zu wecken, ist es natürlich für Journalist*innen wichtig, dass die Details fachlich stimmen. Deshalb gibt es hier oft enge Abstimmungen zwischen Journalist*innen und den Fachexpert*innen.
Und natürlich: Wenn du einen Marketing-Text in Auftrag gibst und bezahlst, hast du jedes Recht der Welt, ihn zu korrigieren und daran mitzuarbeiten.
»Gell, Sie schicken mir den Text aber nochmal zum Gegenlesen?« Wenn dieser Satz in der Pressearbeit fällt, ist oft schon Ärger vorprogrammiert. Denn: Diejenigen, über die die Presse berichtet, haben in letzter Konsequenz keinen Einfluss darauf, wie sie beschrieben werden. Der Grund dafür? Pressefreiheit. Wer sich Journalisten ins Haus holt, sollte das wissen und professionell damit umgehen.
Viele Sozialarbeiter*innen wissen das nicht – und gehen selbstverständlich davon aus, dass Sie am Zeitungsbericht der*s jeweiligen Redakteur*in mitarbeiten können.
Schnell liegt dann Ärger in der Luft. Denn abgesehen von der Pressefreiheit stehen Journalist*innen oft auch unter Zeitdruck. Da ist ein gewisser Pragmatismus gefragt. Einzelne Wörter hin und her schubsen und mit dir zusammen Begrifflichkeiten abwägen wie in einer Uni-Arbeitsgruppe? Das ist nicht drin! Vertraue also möglichst auf die Kompetenz deines Gegenübers – und lass auch mal Fünfe gerade sein. Im Zweifel kannst du immer noch einen Leserbrief schreiben oder um Berichtigung bitten.
Doch natürlich gibt es Situationen, in denen das Gegenlesen – oder auch »Autorisieren« – möglich und sogar üblich ist. Vorab solltest du dir ein paar Dinge bewusst machen:
Um welche Art von Artikel geht es?
Normale Zeitungsartikel können in aller Regel nicht gegengelesen werden.
Bei Interviews hat sich das »Autorisieren« in vielen Zeitungsredaktionen jedoch eingebürgert. Schließlich bestehen diese fast 1:1 aus deinen O-Tönen. Doch erwarte nicht, dass es von selbst geschieht: Es ist deine Aufgabe in der Pressearbeit, den Wunsch nach Gegenlesen anzukündigen. Tu das möglichst früh, damit dein journalistisches Gegenüber planen kann.
Grenzfälle sind Porträts beziehungsweise Artikel, in denen du als Person stark im Vordergrund stehst. Du können beispielsweise darum bitten, dass man dir deine O-Töne vor der Veröffentlichung noch einmal zuschickt.
Ein weiterer Grenzfall ist der Fachjournalismus: Um in einer Fachwelt Ansehen und Vertrauen zu wecken, ist es natürlich für Journalist*innen wichtig, dass die Details fachlich stimmen. Deshalb gibt es hier oft enge Abstimmungen zwischen Journalist*innen und den Fachexpert*innen.
Und natürlich: Wenn du einen Marketing-Text in Auftrag gibst und bezahlst, hast du jedes Recht der Welt, ihn zu korrigieren und daran mitzuarbeiten.
Mach dir deine Rolle in der Pressearbeit bewusst!
Kleine Anekdote: Vor einigen Jahren schrieb ich oft Reportagen für eine Fachzeitschrift für Jugendsozialarbeit. Diese wurde durch Mitgliedsbeiträge finanziert – deshalb bot die Redaktion den beteiligten sozialen Organisationen an, die Artikel komplett gegenzulesen. Für mich war das neu, denn zum damaligen Zeitpunkt arbeitete ich noch nicht als Werbetexterin, sondern ausschließlich für Zeitungsredaktionen.
Und leider war es oft auch ärgerlich.
Denn einige Sozialarbeiter*innen wussten schlicht nicht, was ihr Part beim »Autorisieren« war und griffen über inhaltliche Korrekturen hinaus auch stilistisch in die Texte ein. Andere wollten ihre Klient*innen schützen und überschritten deshalb ihre Kompetenzen.
Aus dieser Zeit stammen meine 6 Tipps, wie du richtig autorisierst und Ärger mit Journalist*innen vermeidest.
6 Tipps, wie du Ärger mit Journalist*innen vermeidest
Tipp 1: Du schreibst den Text nicht gemeinsam mit der*m Journalist*in
Sondern ihr habt verschiedene Rollen: Dein Gegenüber ist der*die Autor*in und beschreibt, was er*sie sieht, hört und erfährt. Mit seinen Augen und in ihren Worten. Dafür beauftragt und bezahlt es die Redaktion. Du prüfst die Fakten und autorisierst deine O-Töne, also dein eigenes gesprochenes Wort.
Tipp 2: Greife nicht in die redaktionelle Arbeit ein
Auch wenn du gern und gut schreibst: Formulierungen, Satzstellungen, Wiederholungen, der Aufbau einer Geschichte etc. sind für dich tabu. Wenn du einen Text zum »Faktencheck« bekommst, ist es gut möglich, dass es noch eine Arbeitsversion ist, die anschließend erst »rundgefeilt« wird. Doch das ist nicht dein Job. Das gleiche gilt für die Bildauswahl: Es ist egal, ob du Bild drei schöner findest als Bild vier. Die Redaktion entscheidet, welches Bild ins Layout passt.
Tipp 3: Das Autorisieren ist ein Geben und Nehmen
Du bekommst die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Im Gegenzug baut dein Gegenüber auf deine Unterstützung beim Faktencheck. Bitte sei so fair und nimm dir die Zeit dafür.
Journalist*innen wird gerne nachgesagt, sie stünden dauernd unter Zeitdruck. Das stimmt nicht immer: Gerade längere, zeitlose Stücke können auch »auf Reserve« und ohne Abgabedruck entstehen.
Umgekehrt gibt es in sozialen Organisationen oft großen Zeitdruck. Versuche trotzdem, in Ruhe die Fakten zu prüfen und Rückfragen deines journalistischen Gegenübers sorgfältig zu beantworten.
Tipp 4: Du hast ein Recht am eigenen Wort und Bild
Deine Klient*innen auch. Aber: Du hast nicht das Recht am Wort und Bild deiner Klienten. Du kannst sie beraten und sie im Kontakt zu Journalist*innen begleiten.
Doch du kannst nicht die Bilder oder Zitate deiner Klient*innen autorisieren. Wenn sie ihre O-Töne oder Bilder freigegeben haben, solltest du das nicht mehr mit deinem journalistischen Gegenüber nicht mehr diskutieren.
Auch nicht, weil du findest, dass deine Organisation dabei schlecht weg kommt. Bedenke: Du machst gerade Pressearbeit – keine Werbung und kein Marketing.
Was du natürlich tun kannst: Selbst Bilder und Zitate einholen und diese den Journalist*innen zur Verfügung stellen. Viele Redaktionen lassen sich heute aus Zeitnot darauf ein.
Tipp 5: Nutze die Kommentarfunktion
Wenn du tatsächlich ein Word-Dokument bekommst – was selten ist –, kannst du Texte kommentieren und überarbeiten.
Doch du solltest dies immer kenntlich machen und möglichst per Kommentarfunktion erläutern. So kann dein journalistisches Gegenüber nachvollziehen, worum es dir geht, und entscheiden, ob es Korrekturen annimmt oder nicht. Im Zweifel: Lieber telefonieren.
Tipp 6: Keine widersprüchlichen Korrekturen!
Du arbeitest gern im Team? Wunderbar.
In der Pressearbeit ist es jedoch von Vorteil, wenn man das den überarbeiteten Texten nicht anmerkt. Solltest du also mit mehreren Kolleg*innen zusammen den Text einer*s Journalist*in kommentieren und korrigieren, dann sorge unbedingt dafür, dass die Anmerkungen abschließend »aus einem Guss« sind.
Nichts ist für Text-Schaffende nerviger, als ein überarbeitetes Dokument zu bekommen, in dem sich Kommentare widersprechen oder rhetorische Fragen aufwerfen – ja, das passiert! Vermeide, dass das Dokument in einer weiteren Korrekturschleife wieder zu dir kommt, und kläre Fragen mit deinem Team, ohne dass sich dein journalist*isches Gegenüber damit auseinandersetzen muss.
Tipp 1: Du schreibst den Text nicht gemeinsam mit der*m Journalist*in
Sondern ihr habt verschiedene Rollen: Dein Gegenüber ist der*die Autor*in und beschreibt, was er*sie sieht, hört und erfährt. Mit seinen Augen und in ihren Worten. Dafür beauftragt und bezahlt es die Redaktion. Du prüfst die Fakten und autorisierst deine O-Töne, also dein eigenes gesprochenes Wort.
Tipp 2: Greife nicht in die redaktionelle Arbeit ein
Auch wenn du gern und gut schreibst: Formulierungen, Satzstellungen, Wiederholungen, der Aufbau einer Geschichte etc. sind für dich tabu. Wenn du einen Text zum »Faktencheck« bekommst, ist es gut möglich, dass es noch eine Arbeitsversion ist, die anschließend erst »rundgefeilt« wird. Doch das ist nicht dein Job. Das gleiche gilt für die Bildauswahl: Es ist egal, ob du Bild drei schöner findest als Bild vier. Die Redaktion entscheidet, welches Bild ins Layout passt.
Tipp 3: Das Autorisieren ist ein Geben und Nehmen
Du bekommst die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Im Gegenzug baut dein Gegenüber auf deine Unterstützung beim Faktencheck. Bitte sei so fair und nimm dir die Zeit dafür.
Journalist*innen wird gerne nachgesagt, sie stünden dauernd unter Zeitdruck. Das stimmt nicht immer: Gerade längere, zeitlose Stücke können auch »auf Reserve« und ohne Abgabedruck entstehen.
Umgekehrt gibt es in sozialen Organisationen oft großen Zeitdruck. Versuche trotzdem, in Ruhe die Fakten zu prüfen und Rückfragen deines journalistischen Gegenübers sorgfältig zu beantworten.
Tipp 4: Du hast ein Recht am eigenen Wort und Bild
Deine Klient*innen auch. Aber: Du hast nicht das Recht am Wort und Bild deiner Klienten. Du kannst sie beraten und sie im Kontakt zu Journalist*innen begleiten.
Doch du kannst nicht die Bilder oder Zitate deiner Klient*innen autorisieren. Wenn sie ihre O-Töne oder Bilder freigegeben haben, solltest du das nicht mehr mit deinem journalistischen Gegenüber nicht mehr diskutieren.
Auch nicht, weil du findest, dass deine Organisation dabei schlecht weg kommt. Bedenke: Du machst gerade Pressearbeit – keine Werbung und kein Marketing.
Was du natürlich tun kannst: Selbst Bilder und Zitate einholen und diese den Journalist*innen zur Verfügung stellen. Viele Redaktionen lassen sich heute aus Zeitnot darauf ein.
Tipp 5: Nutze die Kommentarfunktion
Wenn du tatsächlich ein Word-Dokument bekommst – was selten ist –, kannst du Texte kommentieren und überarbeiten.
Doch du solltest dies immer kenntlich machen und möglichst per Kommentarfunktion erläutern. So kann dein journalistisches Gegenüber nachvollziehen, worum es dir geht, und entscheiden, ob es Korrekturen annimmt oder nicht. Im Zweifel: Lieber telefonieren.
Tipp 6: Keine widersprüchlichen Korrekturen!
Du arbeitest gern im Team? Wunderbar.
In der Pressearbeit ist es jedoch von Vorteil, wenn man das den überarbeiteten Texten nicht anmerkt. Solltest du also mit mehreren Kolleg*innen zusammen den Text einer*s Journalist*in kommentieren und korrigieren, dann sorge unbedingt dafür, dass die Anmerkungen abschließend »aus einem Guss« sind.
Nichts ist für Text-Schaffende nerviger, als ein überarbeitetes Dokument zu bekommen, in dem sich Kommentare widersprechen oder rhetorische Fragen aufwerfen – ja, das passiert! Vermeide, dass das Dokument in einer weiteren Korrekturschleife wieder zu dir kommt, und kläre Fragen mit deinem Team, ohne dass sich dein journalist*isches Gegenüber damit auseinandersetzen muss.