Slogans für soziale arbeit

Slogans für Soziale Einrichtungen entwickeln – ein Leitfaden

Ein griffiger Werbespruch – oft als Slogan bezeichnet – ist nicht einfach ein Schlagwort, sondern ein Türöffner. Die Menschen sollen verstehen, wer eure soziale Einrichtung ist, was ihr für sie erreichen wollt oder welchen Nutzen ihr ihnen bietet. In vielen Projekten und sozialen Organisationen kommt deshalb früher oder später der Wunsch auf, einen (neuen) Slogan zu entwickeln. Doch erstmal müsst ihr ein paar Fragen klären:

Soll der Slogan für eure soziale Einrichtung überraschen, mitreißen, fachlich überzeugen oder auf den Punkt bringen, wofür ihr steht und welche Leistungen ihr anbietet? Wen soll er ansprechen: Kolleg*innen, Klient*innen, Politiker*innen oder Spender*innen? Geht es überhaupt um einen Slogan – oder vielmehr um eine Vision, Kernbotschaft oder einen Claim? Was ist der Unterschied? Und: Welche guten Beispiele gibt es für Slogans aus der Sozialen Arbeit? In diesem Artikel zeige ich dir die wichtigsten Schritte, um den Prozess zum neuen Slogan für eure soziale Einrichtung strukturiert anzugehen.

  1. Schritt: Ziel des Slogans festlegen
  2. Schritt: Sich inspirieren lassen
  3. Schritt: Kreativ ausarbeiten
  4. Schritt: Ergebnis überprüfen
  5. Schritt: Slogan wiederholen, mit Bedeutung aufladen

Schritt 1: Ziel des Slogans festlegen

Warum ein neuer Slogan? Der Wunsch danach entsteht oft, wenn sich in sozialen Einrichtungen etwas verändert. Oder wenn sie merken: Unsere Zielgruppen wissen gar nicht genau, wer wir eigentlich sind. Die wichtigste Frage ist daher: Was soll der neue Slogan für eure soziale Einrichtung leisten?

Beispiel 1: Transparente Kommunikation anstreben
Eine soziale Organisation will ihre Kommunikation transparenter und klarer gestalten. Der bestehende Slogan vermittelt nicht mehr treffend, wofür die Organisation heute steht oder welche Dienstleistungen sie anbietet.

Beispiel 2: Zielgruppen besser erreichen
Der bestehende Slogan spricht die Zielgruppen nicht effektiv an. Es besteht der Wunsch, durch einen neuen Werbespruch die Reichweite zu erhöhen und eine stärkere Verbindung zu den Adressat*innen herzustellen.

Beispiel 3: Haltung zeigen und differenzieren
In Zeiten von Veränderungen oder Neuausrichtungen strebt eine Organisation danach, nicht nur nach außen, sondern auch intern Haltung zu zeigen. Der Slogan soll nicht nur eine Botschaft nach außen transportieren, sondern auch intern wirken und die Identität der Organisation stärken.

Fazit: Es gibt viele Auslöser, weshalb sich soziale Einrichtungen auf die Suche nach einem neuen Slogan machen. Mal kommt der Wunsch nach einem neuen Slogan aus der Organisation selbst und mal von außen, weil die Zielgruppen z. B. das Angebot nicht verstehen. Wichtig ist, euer Ziel klar zu bestimmen. Heißt: strategisch klären, was der Claim oder Slogan leisten soll – und was er nicht leisten muss.

Strategisch denken und aufs Wesentliche reduzieren

Seid mutig! Konzentriert euch bei der Entwicklung eures Slogans auf einige wesentliche Aspekte, die euch besonders wichtig sind. Versucht nicht, alle Wünsche gleichzeitig zu erfüllen. Sonst wird der neue Slogan zum Allgemeinplatz.

Beispiel 1: »Wir wollen eine transparente, klare Kommunikation«

Viele soziale Einrichtungen haben gewachsene Strukturen und lange Traditionen. Oft ist nach außen nicht klar ersichtlich, was die Organisation genau leistet. Ein neuer Slogan kann mit dem Wunsch verbunden sein, das eigene Angebot verständlicher zu transportieren und den Zielgruppen eine bessere Orientierung zu bieten.

Das spricht für einen beschreibenden Slogan, der darüber informiert, was die soziale Einrichtung tut oder ihren Nutzen für die Zielgruppe klar benennt:

»Wir machen seelische Krisen besprechbar«
»Aufklärung, Fachberatung, Hilfe«
»Psychisch fit studieren«
»Gemeinschaft gibt dir Kraft«

Beispiel 2: »Wir wollen unsere Zielgruppen besser erreichen«

Ziel eines neuen Slogans kann natürlich auch sein, moderner, frischer, attraktiver zu wirken oder besser in die digitale Zeit zu passen. Solche Slogans oder Claims bemühen sich, in Dialog zu treten – zum Beispiel, indem sie die die Zielgruppen direkt ansprechen:

»Heute schon mit Ihrem Kind gesprochen?«
»Rede darüber – Freunde helfen, Suizid zu vermeiden«
»Was ist, wenn Sie nicht mehr können?« (Pflegende Angehörige)

Beispiel 3: »Wir wollen Haltung zeigen – und nach innen wirken«

Claims oder Slogans, die Werte oder Haltung vermitteln entstehen oft auf Basis eines Leitbildes oder Mottos. Oft steht dahinter auch die Idee, die Mitarbeitenden zu verbinden und für eine Öffentlichkeitsarbeit zu begeistern, in der die wesentlichen Botschaften auch im Alltag, also in Tür-und-Angel-Gesprächen, Telefonaten, Bewerbungsgesprächen gelebt werden. So entsteht für externe Zielgruppen mehr Klarheit und innerhalb der Organisation ein höheres Maß an Identifikation. Beispiele:

»Alle gleich einzigartig.«
»Anders normal sein. Und dabei nicht allein sein.«
»Sei gut, Mensch!«
»Stark sein. Schwach sein. Ich sein.«

Auch die Sprache an sich kann eine Form der Differenzierung sein. In der digitalen Welt tendieren wir immer mehr zu einer verkürzten Umgangssprache. Das aufzugreifen, ist ein Statement an sich:

»Da, wenn du uns brauchst«
»Hallo Papa!« – »Wer bist du?« – Demenz.

Aber Achtung: Versucht nicht, euch anzubiedern. In meiner Zeit als Agentur-Texterin habe ich immer wieder Aufträge erhalten wie »Mach mal was Jugendliches, es soll fresh wirken!« Dabei entsteht (fast) immer ein verkrampfter Mist, den Jugendliche schnell durchschauen: Mit »Gönn dir!«, »Läuft bei dir«, »Check mal« oder in Superhelden-Kostüme verhüllte Testimonials gewinnst du keine Blumenvase.

Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann sagt: »Jede Form von Anbiederung bringt nichts. Die Jugendlichen wissen, da spricht kein Gleichaltriger, sondern eine Instanz. Das erregt nur Misstrauen.« Also: Seid ehrlich, bleibt authentisch, verbiegt euch nicht – auch nicht eure Sprache, um Zielgruppen besser zu erreichen. Lasst sie im Zweifel lieber selber texten. Die besten Slogans entstehen nicht am Reißbrett, sondern zwischen Menschen.

Was ist der Unterschied zwischen Claim, Slogan und Kernbotschaft?

Slogan, Claim, Motto, Kernbotschaft – diese Begriffe werden oft synonym verwendet. Ich spreche in diesem Artikel hauptsächlich vom »Slogan«, weil der Begriff den meisten Menschen geläufig ist. Doch werfen wir einen kurzen Blick auf die Unterschiede:

Der englische Begriff »to claim« stammt aus der Zeit der Goldgräber*innen, die mit Pflöcken und Seilen ihren Claim, also ihr Revier markierten. Der Begriff »Slogan« stammt dagegen von dem schottisch-gälischen »sluagh-ghairm«, das man als »Schlachtruf« übersetzen kann.

Claim – strategische Positionierung

Im Marketing ist der Claim ein kurzer, prägnanter Satz, der die zentralen Markenwerte widerspiegelt und fest mit dem Namen der Marke oder der sozialen Organisation verbunden ist. Oft steht er direkt beim Logo.

Beispiele:

  • Nichts ist unmöglich – Toyota
  • Wir lieben Lebensmittel – Edeka
  • Freude am Fahren – BMW
  • Quadratisch. Praktisch. Gut. – Ritter Sport

Ein Claim gilt strategisch langfristig und sollte sich daher nicht zu sehr an aktuellen Trends ausrichten. Seine wichtigste Funktion ist die Positionierung und Differenzierung einer Marke oder Organisation. Der Claim transportiert ein wichtiges Versprechen, ein »USP« (Alleinstellungsmerkmal), einen »Reason Why« – also den wichtigsten Grund, Klient*in oder Kund*in zu werden – oder fasst die Vision oder Mission in schönere Worte.

Der Slogan – werbliche Ansprache

Mit »Slogan« sind eigentlich Werbesprüche gemeint, die eher kurzfristig gelten, zum Beispiel für die Zeitraum einer Kampagne. Oft bezieht sich ein Slogan auf ein Produkt oder eine Untermarke einer Marke. Zum Beispiel:

  • »Mit weniger Auto sollten Sie nicht zufrieden sein« – Toyota
  • »Wir lieben frischen, knackigen Staudensellerie« – Edeka
  • »Freude ist jung« – »Freude ist Und. Nicht Oder.« – BMW
  • »Tüten mit mehr Spaß findet man nur in Amsterdam« – Ritter Sport Mini (in der Papiertüte)

Ein Slogan ist also werblicher und orientiert sich in der Ansprache stärker an der Tonalität der Zielgruppen als ein Claim. Übrigens: Ein Slogan kann sich auf den Claim beziehen, diesen »aufladen« und mit Leben füllen (schau dir dazu das Edeka-Beispiel oben noch mal an).

Eine Kernbotschaft wird im Gegensatz zum Slogan oder Claim meistens nicht wörtlich kommuniziert. Sie ist vielmehr die Idee, die hinter einem Kommunikationskonzept steht. Sie gibt Antwort auf die Frage: »Wie sind wir?« Oder auch: Was soll die Zielgruppe in Bezug auf unsere soziale Organisation fühlen, denken und erwarten? Jeder Slogan, Claim und alles, was eine soziale Organisation kommuniziert, lässt sich idealerweise auf diese Kernbotschaft zurückführen.

Beispiel 1:

  • Kernbotschaft: Wir sind ein hoch professionelles Netzwerk mit 30-jähriger Erfahrung im Bereich Essstörungen.
  • Daraus abgeleiteter Slogan: »Schritt für Schritt gemeinsam aus der Essstörung«
  • Daraus abgeleitete kommunikative Aspekte: In den Beiträgen auf der Website wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit betont, es gibt wissenschaftlich fundierte Beiträge und Studien sowie ein breites, umfassendes Angebot für Betroffene und Angehörige von der ersten telefonischen Beratung über therapeutische Wohngruppen bis zur Nachsorge.

Beispiel 2:

  • Kernbotschaft: Egal, wieso du auf der Straße lebst: Wir nehmen dich an, wie du bist, und helfen dir, deinen eigenen Weg zu gehen.
  • Daraus abgeleiteter Slogan: »Streetwork heißt, auf der Straße zu Gast sein«
  • Daraus abgeleitete kommunikative Aspekte: Auf der Website werden die Problemlagen junger Wohnungsloser aus deren eigener Sicht beschrieben, zum Beispiel durch persönliche Zitate und Berichte. Die Wichtigkeit von schneller, unbürokratischer Hilfe wird immer wieder betont sowie der Respekt vor verschiedenen Lebensentwürfen.

Beispiel 3:

  • Kernbotschaft: Wir sind als Selbsthilfe-Organisation entstanden und davon überzeugt, dass Mitbestimmung wesentlich ist, um soziale Kräfte zu entfachen. So arbeiten wir, so leben wir.
  • Slogan: »Nichts über uns ohne uns«
  • Kommunikative Aspekte: Alle Texte sind in leichter Sprache gehalten und werden von Menschen mit Behinderungen bzw. betroffenen Zielgruppen geprüft oder erstellt. Selbstorganisation wird als Prinzip gelebt, dies betrifft auch die Arbeitsweisen der Mitarbeitenden.
Leitsätze oder Motti sind stärker nach innen gerichtet, also an die Mitarbeitenden der sozialen Organisation. Oft werden Leitsätze und Motti in gemeinsamen Workshops entwickelt. Der Organisationsberater Hendrik Epe sagte mir einmal:

»Wenn soziale Organisationen auf mich zukommen, dann haben sie oft den Wunsch, ein gemeinsames Motto oder eine Handlungsleitlinie zu finden. Da geht es oft darum, die Vergangenheit in den Blick zu nehmen: Wie ist die Organisation entstanden? Warum tut sie, was sie tut? Den eigenen Kern zu finden und zu definieren, ist oft der Auftakt für Veränderungsprozesse. Und oft ergibt sich daraus auch ein Neustart in der Kommunikation.«

In meiner Arbeit als Texterin geht es oft darum, bereits bestehende Visionen (wieder) zu beleben und mit Bedeutung aufzuladen. Also zum Beispiel in einem Workshop mit den Mitarbeiter*innen einer sozialen Organisation zu überlegen: Wie können wir unser Motto »Zusammen sind wir mehr« oder »Gemeinsam sozial handeln« in einzelnen Social-Media-Posts oder Gesprächen mit Fachkräften aus anderen Organisationen einsetzen, sei es als #Hashtag oder indem wir bestimmte Geschichten und Beispiele erzählen?

Das Modell des Markenrads von Peter Masciadri und Dirk Zupancic hilft, die richtige Reihenfolge in der Entwicklung von Botschaften zu definieren:

Dabei helfen vier Fragen:

  • Aus der Frage »Wer sind wir?« folgt das Motto, die Vision oder das Leitbild
  • Aus der Frage »Wie sind wir?« folgen Kernbotschaften
  • Aus der Frage »Wie treten wir auf?« folgt die Entwicklung einer zielgruppengerechten Tonalität mit Slogans, Claims, Headlines für unterschiedliche Kommunikationsanlässe
  • Bei der Frage »Was bieten wir an?« geht es darum, das eigene Angebot klar nach außen zu kommunizieren. Hierzu bitte immer die Zielgruppen-Brille aufsetzen.

Braucht eine soziale Organisation immer erst eine ausgearbeitete Vision, um Kernbotschaften, Claims oder Slogans zu entwickeln? Nein. Ihr müsst nicht von Null auf beginnen und eine breit angelegte Workshop-Reihe starten, um einen Slogan zu entwickeln. Doch eure Botschaften sollten schlüssig aufeinander aufbauen, um nach außen ein konsistentes Bild zu vermitteln. Dazu reicht es oft aus, sich die Haltung, Werte und Geschichte einer sozialen Organisation nochmals zu vergegenwärtigen.

Effektive Öffentlichkeitsarbeit stellt sicher, dass die Zielgruppen nicht nur verstehen, was ihr bietet – sondern auch in der Lage sind, es in ihren eigenen Worten weiterzugeben und weiterzuempfehlen. Deshalb:

  • Seid mutig: Konzentriert euch bei der Entwicklung eures Slogans auf einige wesentliche Aspekte, die euch besonders wichtig sind.
  • Benennt eure Kernbotschaften klar. Erzählt euch gegenseitig Beispiele, die diese Botschaften untermauern und belegen.
  • Reflektiert, wie diese Aspekte in euren Angeboten gelebt werden. Konzentriert euch bei der Entwicklung eures Slogans darauf.
  • Lasst Unnötiges weg. So vermeidet ihr Verwirrung und stärkt das Vertrauen der Zielgruppen in eure Kompetenz und euer Angebot.

Abbildung: Das Markenrad mit den Kernelementen für die Werbung. Quelle: Masciadri, P.; Zupancic, D.: Marken- und Kommunikationsmanagement im B-to-B-Geschäft, 2010, S. 36, Quelle: www.business-wissen.de

Schritt 2: Sich inspirieren lassen

Wie soll der neue Slogan klingen? Wie wollen wir auf keinen Fall herüberkommen? Der nächste Schritt ist, sich von anderen Slogans inspirieren zu lassen. Idealerweise von Slogans aus der Sozialen Arbeit oder von sozialen Organisationen. Hier habe ich einige Claims und Slogans aus der Sozialen Arbeit für euch recherchiert. Bei manchen handelt es sich nicht um offizielle Slogans sondern Headlines oder Leitsprüche, die aber das Potenzial zum Slogan haben.

Beschreibende Slogans

»Junge Menschen stärken.« (Outback Stiftung, Düsseldorf)
»Aufklärung, Fachberatung, Hilfe.« (Glücksspielsucht e. V.)

Slogans, die einen emotionalen Nutzen benennen

»Für eine selbstbestimmte Sexualität.« (Pro Familia)
»Bevor du abstürzt.« (Jugendhilfe e. V.)
»Seelisch fit in der Schule.« (Irrsinnig menschlich e. V.)
»Wege aus der Sucht – befreit leben lernen.« (Blaues Kreuz)

Slogans, die Werte vermitteln

»Alle gleich einzigartig.« (Ökumenisches Gemeinschaftswerk Pfalz)
„Menschsein stärken.“ (Internationaler Bund)

Slogans, die ein Statement geben

»Behindern ist heilbar.« (Kampagne zur UN-Behindertenrechtskonvention)
»Weil man Geld nicht einfach wegwirft.« (Projekt: Pfand gehört daneben)
»Jeder Mensch braucht ein Zuhause.« (Caritas-Jahreskampagne 2018)
»Es gibt sieben Milliarden Wege, normal zu sein.« (eigener Slogan für einen Kunden)

Slogans, die das Image stärken

»Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt.« (Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter BAG)

Slogans, die mit Klischee und Gegenklischee spielen und die wirkungsvolle Expertise vermitteln

»Unsere Expertise beginnt, wo gute Absichten enden.«
»Helfen war gestern, gestalten ist heute – und morgen.«
»Eine Krise nach der anderen. Das Leben stärken.«
»Gute Absichten? Gute Entscheidungen.«
»Nicht nur für heute. Für immer.« (Eigene Beispiele für ein Projekt)

Slogans, die gegenüber dem Wettbewerb differenzieren

»Das Magazin für Wissenschaft, die Gesellschaft verändert« (eigener Slogan für ein Hochschulmagazin)
»Menschen begleiten. Seit über 100 Jahren.« (bwlv)
»Näher am Nächsten« (Caritas-Magazin)

Schritt 3: Den Slogan für eure soziale Einrichtung kreativ ausarbeiten

Die besten Slogans entstehen zwischen Menschen, also in den sozialen Organisationen selbst. Mein Job als Texterin besteht oft »nur« darin, gut zuzuhören, Impulse zu geben, Gedankenspiele anzuregen – und die Menschen dann damit zu überraschen, was sie selbst gesagt haben. Denn meistens merken sie gar nicht, wie sie die Dinge auf den Punkt bringen. Ihr braucht also jemanden, der im kreativen Prozess die Zuhörer*innen-Rolle übernimmt, die so entstandenen Slogans an die Gruppe zurückspiegelt und wiederum ihr Feedback einholt.

Slogan-Wettbewerb – ja oder nein?

Soziale Organisationen entscheiden sich hin und wieder für Wettbewerbe, um kreative Slogan-Ideen einzuholen und die Zielgruppen – Kolleg*innen, Studierende, seltener Adressat*innen – in den Prozess einzubeziehen. Die Teilhabe unterschiedlicher Interessensgruppen und möglichst vieler Menschen ist sinnvoll, weil diese schließlich auch die ausgearbeiteten Botschaften in eigenen Worten weitergeben können sollen. Andererseits sind Sozialarbeiter*innen keine Kreativen oder Marketingstrategen. Ein witziger Slogan kann per Abstimmung zum Publikumsliebling werden, aber voll am vorab definierten Ziel vorbeigehen.

Meine Empfehlung ist, Kolleg*innen etc. auf andere Weise einzubinden: per Umfrage oder in Workshops zusammen kreativ zu sein, dann in kleinerer Runde aus dem kreativen Input gezielt Slogans herauszuarbeiten und wiederum im Plenum Konsent-Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet:

  • Alle Teammitglieder werden gehört
  • Reine Bedenken gegen die Entscheidung blockieren die Entscheidungsfindung nicht
  • Schwerwiegende Einwände müssen begründet sein und werden in die Entscheidungsfindung eingearbeitet
  • Eine Entscheidung ist getroffen, wenn es keine schwerwiegenden (begründeten) Einwände mehr gibt

Diese Fragen können im kreativen Prozess helfen:

  • Wie erklärst du deinen Freunden, was du beruflich machst?
  • Wann sagst du: »Ja, das sind wir – das ist typisch für uns?«
  • In welchen Situationen beginnst du, von deinem Arbeitsplatz zu schwärmen?
  • Was unterscheidet euch wesentlich von anderen Organisationen?
  • Gibt es eine Geschichte zu deiner Organisation, die besonders in Erinnerung bleibt?
  • Wie verändert sich das Leben eurer Klient*innen mit euch?
  • Was erzählen Klient*innen einander über euch?

Diese Tools und Ideen können helfen:

Variiert Zitate, Poesie-Album-Sprüche, dichtet selbst, variiert, zitiert euch selbst, seid albern und platt, nutzt Synonym-Datenbanken um andere Wörter zu finden (www.visuellesynonyme.com), übersetzt die Slogans großer Marken für Soziale Arbeit, durchstöbert Redensarten-Lexika (www.redensarten-index.de). In diesem Schritt ist nichts verboten – außer bewerten! Kreativität braucht Offenheit und die Sicherheit, dass jede Albernheit erwünscht ist.

Wie Kreativ-Techniken helfen können

Gute Ideen entstehen spontan und aus dem Bauch heraus. Um das zu fördern, empfehle ich die Kreativ-Technik 6-3-5: Die geht so: Sechs Menschen aus eurem Team schreiben ihre drei erstbesten Slogan-Ideen auf und geben sie an eine*n Kolleg*in weiter. Der oder diejenige knüpft daran an, entwickelt sie weiter – tauscht also ein Wort aus, verändert den Grundgedanken – und weiter geht’s damit zur nächsten Person. Das wiederholt ihr drei Mal. Allerdings: Ihr habt immer nur fünf Minuten Zeit. Sechs Menschen entwickeln also je drei Ideen jeweils fünf Minuten. Dafür steht 6-3-5. Schlussendlich legt ihr alle Textideen auf den Tisch, also sowohl die ursprünglichen Ideen, als auch deren Weiterentwicklungen. Jeder von euch kann nun drei Punkte für die besten Text-Ideen vergeben. Die Ideen mit den meisten Punkten kommen in die engere Auswahl.

Schritt 4: Die Botschaft überprüfen

Fertig getextet? Dann überprüft: Ist euer Slogan …

  • Individuell und unverwechselbar?
  • Glaubwürdig?
  • Relevant für die Zielgruppe?
  • Leicht verständlich?
  • Auf den Punkt gebracht?

Das eigene Angebot klar zu kommunizieren, ist für soziale Organisationen nicht immer einfach. Oft gibt es – zum Beispiel aus der Notwendigkeit von Projektfinanzierungen oder gewachsenen Strukturen heraus – ein sehr breites Angebot. Eine Organisation macht überwiegend Suchtberatung, aber auch Eingliederungshilfe, Integrationsmanagement, Selbsthilfe-Angebote, und, und, und …

Manchmal reicht ein Slogan nicht aus

Wird dann auch noch ein Slogan gewählt, der eher Haltung oder Werte transportiert, als das Angebot klar zu benennen, ist nach außen hin oft nicht mehr verständlich, für welche Dienstleistung die Organisation eigentlich steht. Das spricht nicht unbedingt gegen einen »Haltungs-Slogan«. Es kann auch eine gute Lösung sein, zusätzlich einen beschreibenden Slogan zu definieren, die an bestimmten Stellen auf der Website, dem Flyer oder auf anderen Werbemitteln neben dem Logo steht. Im Grunde habt ihr dann zwei Slogans, die ihr je nach Zielgruppe und Werbemittel einsetzten könnt.

Zwei Beispiele aus meiner Arbeit:

Beispiel 1: Handwerkersoftware
Terminal heißt, Auftrag holen!
Die Software für verbindliche Projekterfassung und Vorplanung im Elektrohandwerk

Beispiel 2: Suchthilfe-Träger
Menschen begleiten. Seit über 100 Jahren.
Suchtprävention, Beratung, Behandlung.

Wie viele Slogans oder Kernbotschaften sind sinnvoll?

Wenn eure Zielgruppen sehr unterschiedliche Bedürfnisse oder Interessen haben oder eure soziale Organisation eine breite Palette von Aktivitäten und Dienstleistungen anbietet, kann es durchaus sinnvoll sein, mehrere Slogans auszuarbeiten und je nach Anlass »auszupacken«. Entscheidend ist, dass diese Slogans für die Zielgruppen leicht verständlich sind und kohärent auf eure Kernbotschaften einzahlen, also dazu passen, wie ihr in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden möchtet (dialogisch, professionell, respektvoll, regional verankert, …).

Auch mehrere Kernbotschaften können angebracht sein, wenn ihr mit sehr unterschiedlichen Zielgruppenbedürfnissen arbeitet. Überlegt euch aber vorher gut, ob ihr genug Ressourcen habt, um mehrere Kernbotschaften dann auch effektiv zu vermitteln. Die Kernbotschaften dürfen nicht verwässern, verwirren oder die Aufmerksamkeit zerstreuen. Ziel ist, dass eure Zielgruppen sie im Gespräch mit Freunden und Bekannten in ihren eigenen Worten wiedergeben können. Dazu müssen sie verstanden werden.

Schritt 5: Slogan wiederholen, mit Bedeutung aufladen

Indem ihr euren Slogan an den richtigen Stellen wiederholt, schafft ihr Vertrauen, zeigt Beständigkeit und Kontinuität und stärkt so die Verbindung zu euren Zielgruppen. Einmal sagen reicht in der heutigen Informations- und Medienflut nicht aus, um sich an eine Botschaft zu erinnern! Ihr schafft durch Wiederholung auch einen Wiedererkennungswert und hebt euch so von anderen sozialen Organisationen ab.

Überlegt euch dabei gut, an welchen Stellen ihr den Slogan präsentiert – damit’s nicht nervt! Ein kerniger, aufmerksamkeitsstarker Slogan kann allein stehen. Auf einer Postkarte, auf dem Deckblatt eures Flyers, ganz oben auf der Website. Ein beschreibender Slogan, der sachlich wirkt, ist vielleicht besser am Ende eines Artikels oder auf der Rückseite des Flyers aufgehoben, als Ableitung und Essenz eurer Botschaften. Wie ihr das genau macht, besprechen wir gerne in einem persönlichen Gespräch.

Ein Slogan soll nicht nur als eine Aneinanderreihung von Worten wahrgenommen werden, sondern als Ausdruck der Überzeugungen, Ziele und Werte, die eure Organisation ausmachen. In Workshops erarbeite ich mit euch, wie ihr bereits in Tür-und-Angel-Gesprächen oder mit der Beschreibung eurer Angebote die Werte und Identität eurer sozialen Organisation festigen könnt, um euren Slogan mit Bedeutung aufzuladen.

Mein Angebot: Natürlich helfe ich dir und deiner sozialen Organisation, den passenden Slogan zu finden. Sei es in Form eines Text-Coachings, als reine Text-Dienstleistung oder indem ich eure Ideen sortiere, bewerte und weiterentwickle. Auf Wunsch vermittle ich dir aus meinem Netzwerk auch Partner, die das Design eurer Website oder die Organisation eines Workshops oder Slogan-Wettbewerbs übernehmen. Melde dich einfach bei mir: hallo@rebekkasommer.com oder 0174 9853579.

Wir sehen uns!

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