Das Rote Sofa an der EH-Freiburg: Rückblick auf 10 Jahre Pressearbeit und Soziale Arbeit
Vor rund zehn Jahren habe ich mein erstes Seminar zu Journalismus und Sozialer Arbeit gegeben. Nun war ich wieder an der Evangelischen Hochschule Freiburg, um vor einer Runde Sozialmanagement-Studierender zwei Gäste auf dem Roten Sofa zu interviewen: Christian Könemann, gelernter Fernsehjournalisten und langjähriger Pressesprecher der Diakonie Baden, und Thomas Hauser, früherer Chefredakteur und Herausgeber der Badischen Zeitung.
Was hat sich in den zehn Jahren verändert? Auf den ersten Blick nicht viel. Die Botschaften waren dieselben wie damals:
- »Sozialarbeiter*innen, ihr habt so viel zu sagen, tragt das in die Welt!«
- »Lernt Journalist*innen kennen, erfahrt etwas über ihr Arbeitsfeld – um sie zu verstehen und anknüpfen zu können, aber auch, um in der Öffentlichkeit verstanden zu werden. Das zahlt sich spätestens in der Krise aus, denn: Man schießt nicht auf den, den man kennt.«
- »Um aus der Sozialen Arbeit heraus medienwirksam etwas zu erreichen, braucht auf beiden Seiten engagierte Menschen, die eine Botschaft haben und über das Übliche hinausgehen.« Egal, ob »das Übliche« nun die eigenen Arbeitszeiten sind, die Ausrichtung an Suchmaschinen und Algorithmen, wodurch Inhalte möglicherweise verflachen, der Berufshabitus (»Ich bin ja hier nur Sozialarbeiter*in«) oder das Organigramm des Trägers (»PR ist Chefsache«).
Auch die Diskussionen waren ähnlich wie vor zehn Jahren:
- »Wir hatten kürzlich die Presse zu einer Veranstaltung eingeladen, aber es kam keiner – warum?«, erzählte eine Studentin, sichtlich verärgert.
Später stellte sich heraus, dass die Veranstaltung die PR-Nummer eines Spenders gewesen war, der sich Aufmerksamkeit wünschte. Es gab keinen thematischen Aufhänger für die Presse, die Botschaft war lediglich das Stattfinden der Veranstaltung selbst. Es hatte sich auch niemand Gedanken darüber gemacht, dass Journalist*innen gern ihre Leser*innen mit einem spannenden Interview im Vorfeld auf eine Veranstaltung machen möchten, statt nachträglich von etwas zu berichten.
Thomas Hauser berichtete, es sei früher für Lokaljournalist*innen üblich gewesen, sich auf möglichst vielen Veranstaltungen blicken zu lassen. Man habe auch dann nicht zwingend über die Veranstaltungen berichtet, sei aber oft mit guten Geschichte zurückgekommen. Durch den Zeitdruck in den Redaktionen sei es aber kaum noch denkbar, als Journalist*in überall zu sein.
Was knappe Ressourcen und Arbeitszeitverdichtung angeht, sind Soziale Arbeit und Journalismus durchaus miteinander vergleichbar.
- »Ich kann mir nicht vorstellen, einfach so auf Journalist*innen zuzugehen, dafür ist bei uns die Pressestelle zuständig«, sagte eine Studentin, und eine andere: »Bevor ich was Falsches sage, sage ich lieber nix.«
Manche der Studierenden fühlten sich schlussendlich aber doch motiviert, sich einmal länger mit dem Kumpel auszutauschen, der Redakteur ist, oder mit der Mutter aus der Ganztagsschulbetreuung, die für eine Regionalzeitung arbeitet. Und sich vielleicht, wenn sie eines Tages eine Leitungsposition antreten, die Redakteur*innen der Region ganz unverbindlich zum Kennenlernen einzuladen …
Einfach, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Pressearbeit noch alles bedeuten kann, statt bloß eine Pressemeldung zu verschicken, wenn man gerade Aufmerksamkeit für ein bestimmtes Projekt braucht. Denn schließlich braucht es einen Nährboden, damit die Saat dann aufgehen kann.
Was hat sich in den zehn Jahren verändert? Auf den ersten Blick nicht viel. Die Botschaften waren dieselben wie damals:
- »Sozialarbeiter*innen, ihr habt so viel zu sagen, tragt das in die Welt!«
- »Lernt Journalist*innen kennen, erfahrt etwas über ihr Arbeitsfeld – um sie zu verstehen und anknüpfen zu können, aber auch, um in der Öffentlichkeit verstanden zu werden. Das zahlt sich spätestens in der Krise aus, denn: Man schießt nicht auf den, den man kennt.«
- »Um aus der Sozialen Arbeit heraus medienwirksam etwas zu erreichen, braucht auf beiden Seiten engagierte Menschen, die eine Botschaft haben und über das Übliche hinausgehen.« Egal, ob »das Übliche« nun die eigenen Arbeitszeiten sind, die Ausrichtung an Suchmaschinen und Algorithmen, wodurch Inhalte möglicherweise verflachen, der Berufshabitus (»Ich bin ja hier nur Sozialarbeiter*in«) oder das Organigramm des Trägers (»PR ist Chefsache«).
Auch die Diskussionen waren ähnlich wie vor zehn Jahren:
- »Wir hatten kürzlich die Presse zu einer Veranstaltung eingeladen, aber es kam keiner – warum?«, erzählte eine Studentin, sichtlich verärgert.
Später stellte sich heraus, dass die Veranstaltung die PR-Nummer eines Spenders gewesen war, der sich Aufmerksamkeit wünschte. Es gab keinen thematischen Aufhänger für die Presse, die Botschaft war lediglich das Stattfinden der Veranstaltung selbst. Es hatte sich auch niemand Gedanken darüber gemacht, dass Journalist*innen gern ihre Leser*innen mit einem spannenden Interview im Vorfeld auf eine Veranstaltung machen möchten, statt nachträglich von etwas zu berichten.
Thomas Hauser berichtete, es sei früher für Lokaljournalist*innen üblich gewesen, sich auf möglichst vielen Veranstaltungen blicken zu lassen. Man habe auch dann nicht zwingend über die Veranstaltungen berichtet, sei aber oft mit guten Geschichte zurückgekommen. Durch den Zeitdruck in den Redaktionen sei es aber kaum noch denkbar, als Journalist*in überall zu sein.
Was knappe Ressourcen und Arbeitszeitverdichtung angeht, sind Soziale Arbeit und Journalismus durchaus miteinander vergleichbar.
- »Ich kann mir nicht vorstellen, einfach so auf Journalist*innen zuzugehen, dafür ist bei uns die Pressestelle zuständig«, sagte eine Studentin, und eine andere: »Bevor ich was Falsches sage, sage ich lieber nix.«
Manche der Studierenden fühlten sich schlussendlich aber doch motiviert, sich einmal länger mit dem Kumpel auszutauschen, der Redakteur ist, oder mit der Mutter aus der Ganztagsschulbetreuung, die für eine Regionalzeitung arbeitet. Und sich vielleicht, wenn sie eines Tages eine Leitungsposition antreten, die Redakteur*innen der Region ganz unverbindlich zum Kennenlernen einzuladen …
Einfach, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Pressearbeit noch alles bedeuten kann, statt bloß eine Pressemeldung zu verschicken, wenn man gerade Aufmerksamkeit für ein bestimmtes Projekt braucht. Denn schließlich braucht es einen Nährboden, damit die Saat dann aufgehen kann.
Es hat sich aber doch auch was verändert …
Die Leitungskräfte aus der Babyboomer-Generation sind in den letzten Jahren teils schon in den Ruhestand gegangen, teilweise steht der große Wechsel noch bevor. Und damit wächst eine Generation in Leitungspositionen hinein, die das Kommunizieren rund um die Uhr gewohnt ist, die Ansprüche hat:
- »Wenn ich meine Tageszeitung aufschlage, will ich die Information finden, die ich suche, und nicht von einer Bezahlschranke am Lesen gehindert werden.«
… die aber auch selbstverständlicher das eigene Können nach außen kommuniziert.
Das nehme ich wahr, wenn ich soziale Organisationen anschaue:
Es gibt immer mehr und immer professionellere Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialen Arbeit. Wir haben immer noch Flyer, die in private Briefkästen geworfen werden, um digitale Projekte zu bewerben. Sie machen halt manchmal einfach Sinn.
Wir haben aber auch Sozialarbeiter-Influencer*innen und Social-Science-Slammer*innen, kreative Kampagnen, partizipative Aktionen in der Öffentlichkeit und wirklich spannende Instagram-Kanäle, die weit über das Werbliche hinaus gehen und einen authentischen Einblick in den Alltag von Sozialarbeiter*innen vermitteln. Vielleicht ist das Selbstverständnis für die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit gestiegen.
Und das braucht es auch. Denn wenn sich der Fachkräftemangel weiter so ausprägt wie gerade, kann man davon ausgehen, dass soziale Organisationen in den nächsten Jahren zunehmend öfter Krisenkommunikation betreiben müssen – weil Fehler, Pannen und Ressourcenmangel dazu führen, dass Menschen, die ohnehin belastet sind, sich abgehängt und benachteiligt fühlen, lautstark protestieren und ihre Rechte einfordern werden, was online immer einfacher wird.