Pressearbeit für soziale Einrichtungen – Workshops, Tipps, Beispiele
Wie kommen wir mit unseren Themen und Angeboten in die Presse? Dürfen wir Zitat nochmal gegenlesen, bevor sie gedruckt werden? Wie gehen wir mit Anfragen von Redaktionen um, die wir nicht kennen? Ist Pressearbeit überhaupt relevant für uns als soziale Organisationen? Solche Fragen begleiten mich in meiner Arbeit seit vielen Jahren. Und auch die der Gegenseite: Gibt es zu eurer Pressemitteilung druckfähige Bilder? Können wir vor Ort recherchieren? Wie belegt ihr eure Wirkung und Erfolge? In einem Workshop mit Redakteur*innen, Sozialarbeiter*innen und Studierenden haben wir untersucht, wie Pressearbeit in sozialen Einrichtungen gelingt.
Der Tagesplan von Zeitungsjournalist*innen ist eng getaktet. Wer einmal gegen 17 Uhr in einer Lokalredaktion gesessen hat, kurz bevor die Druckerpresse ansprang, weiß, was Zeitdruck ist. Umgekehrt leidet die Soziale Arbeit unter chronischem Ressourcenmangel. Öffentlichkeitsarbeit wird häufig nebenbei erledigt – was oftmals dazu führt, dass ihre Themen falsch verstanden werden oder in Redaktionen unter den Tisch fallen.
Für eine professionelle Pressearbeit in sozialen Einrichtungen ist deshalb wichtig, die Sichtweisen von Journalist*innen zu kennen. Das war die Ausgangsthese eines einjährigen Projektseminars „JOSA – Journalismus und Soziale Arbeit“, das 2015 an der Evangelischen Hochschule Freiburg stattfand.
15 Bachelor-Studierende der Sozialen Arbeit haben ein Jahr lang die Frage untersucht »Wie tickt Journalismus?« In dieser Zeit besuchten und interviewten sie insgesamt 24 Journalisten, Pressesprecher, Fotografen und Sozialarbeiter – und luden zum Semesterabschluss zum Workshop an die Hochschule ein.
Am Workshop nahmen erfahrene Journalisten teil – wie der Redaktionsleiter der Stadtredaktion Freiburg der Badischen Zeitung, ein Vertreter der katholischen Nachrichtenagentur und freiberufliche Journalist*innen –, der Pressesprecher der Diakonie Baden sowie die Pressesprecherin der Freiburger Straßenschule und Sozialarbeitende aus den Bereichen Bewährungshilfe, Drogenberatung, Schulsozialarbeit, Integrationsfachdienst, Armutsbekämpfung und Jugendarbeit inklusive der Arbeit mit Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen (UMF).
Der Tagesplan von Zeitungsjournalist*innen ist eng getaktet. Wer einmal gegen 17 Uhr in einer Lokalredaktion gesessen hat, kurz bevor die Druckerpresse ansprang, weiß, was Zeitdruck ist. Umgekehrt leidet die Soziale Arbeit unter chronischem Ressourcenmangel. Öffentlichkeitsarbeit wird häufig nebenbei erledigt – was oftmals dazu führt, dass ihre Themen falsch verstanden werden oder in Redaktionen unter den Tisch fallen.
Für eine professionelle Pressearbeit in der sozialen Arbeit ist deshalb wichtig, die Sichtweisen von Journalist*innen zu kennen. Das war die Ausgangsthese eines einjährigen Projektseminars „JOSA – Journalismus und Soziale Arbeit“, das 2015 an der Evangelischen Hochschule Freiburg stattfand.
15 Bachelor-Studierende der Sozialen Arbeit haben ein Jahr lang die Frage untersucht »Wie tickt Journalismus?« In dieser Zeit besuchten und interviewten sie insgesamt 24 Journalisten, Pressesprecher, Fotografen und Sozialarbeiter – und luden zum Semesterabschluss zum Workshop an die Hochschule ein.
Am Workshop nahmen erfahrene Journalisten teil – wie der Redaktionsleiter der Stadtredaktion Freiburg der Badischen Zeitung, ein Vertreter der katholischen Nachrichtenagentur und freiberufliche Journalist*innen –, der Pressesprecher der Diakonie Baden sowie die Pressesprecherin der Freiburger Straßenschule und Sozialarbeitende aus den Bereichen Bewährungshilfe, Drogenberatung, Schulsozialarbeit, Integrationsfachdienst, Armutsbekämpfung und Jugendarbeit inklusive der Arbeit mit Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen (UMF).
Die wichtigsten Erkenntnisse zur Pressearbeit in der sozialen Arbeit
Zu akademisch darf die Pressearbeit in der Sozialen Arbeit keinesfalls sein. »Für mich ist eine gelungene Zusammenarbeit mit Sozialarbeitenden, wenn nach einer halben Stunde auf meinem Blatt steht, worum es überhaupt geht«, überspitzt Doris Banzhaf, die Chefin vom Dienst des Zentrum für Kommunikation der Evangelischen Landeskirche Baden.
»Für Journalist*innen ist Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern wie das gute Können einer Fremdsprache«, sagt auch Christian Könemann, der langjähriger ARD-Fernsehjournalist war und heute Pressesprecher bei der Diakonie Baden ist. Der Fachjargon von Sozialarbeitenden müsse für das Laien-Publikum oft regelrecht übersetzt werden. Besonders im Fernsehjournalismus seien aber klare Statements wichtig. Dazu gehöre der Mut, vor der Kamera auch mal Details wegzulassen oder sich umgangssprachlich auszudrücken.
Den Sozialarbeitenden fehlt hingegen oft die Differenziertheit: »Ein Mörder ist nicht gleich ein Mörder«, sagt eine Sozialarbeiterin aus der Bewährungshilfe. »Du arbeitest jahrelang mit den Menschen zusammen und dann kommt die Presse und will einfach nur auf ein Detail hinaus. Da ist es für mich schwierig, adäquat zu reagieren.«
Annette Aly, Sozialarbeiterin beim Integrationsfachdienst des Diakonischen Werks Freiburg, schreibt selbst nebenberuflich für die Badische Zeitung. Sie rät Kolleginnen und Kollegen: »Schreiben Sie doch selbst mal einen Pressetext auf 2.196 Zeichen. Das wird Ihre Haltung gegenüber Journalisten definitiv verändern.«
Für die Studierenden ist der Begriff »Küchenzuruf« neu. So nennen Journalisten die klare Botschaft, die jeder Artikel braucht – so dass man seine wichtigste Kernaussage informell dem Gegenüber am Küchentisch mit wenigen Worten zurufen kann.
»Was uns Journalisten hilft, sind Zahlen, Fakten, Erfolgsquoten«, sagt Uwe Mauch, Redaktionsleiter der Freiburger Stadtredaktion der Badischen Zeitung. Sicher seien die in der Sozialen Arbeit oft besonders schwer zu benennen. Denn wie misst man zum Beispiel den Erfolg von Prävention?
Für seine Redaktion sei es jedoch schwierig, dass sich Presseanfragen aus dem sozialen Bereich oftmals als bloße Projektideen entpuppten. Denn eine Idee ist im Journalismus noch keine Nachricht, sei sie auch noch so gut und unterstützenswert. Und manchmal tragen gute Ideen aus der Sozialen Arbeit leider keine Früchte. „Da lädt man uns ein, über ein Kunstprojekt für psychische Kranke zu berichten. Aber wenn ein Journalist kommt, sitzt da nur ein Mensch und malt – und in der nächsten Woche gar keiner.“ Wenn die Recherchezeit umsonst war, weil es nicht zu berichten gab oder Termine sogar platzten, dann sehe seine Redaktion oft davon ab, ein zweites Mal einen Kollegen zum Pressetermin der jeweiligen Organisation zu schicken.
»Könnt ihr denn nicht einfach Service machen, also eine Terminankündigung?«, wendet eine andere Journalistin ein. Doch, das sei durchaus möglich. Aber dennoch sei wichtig, dass Journalist*innen vor Ort recherchieren und sich selbst ein Bild machen können.
Schwierig ist auch, wenn Sozialarbeitende ihre Klient*innen über die Maßen schützen wollen. »Ich erlebe immer wieder, dass mich zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe um einen Bericht bittet«, erzählt eine freiberufliche Journalistin, »aber wenn ich dann zu einem der Treffen kommen will, heißt es, das sei aus Datenschutzgründen nicht möglich. Ohne Recherche kann ich aber meinen Job nicht machen!«
Schwerpunktthema: Krisenkommunikation
Was tun wir, wenn es im Fall einer Krise plötzlich Medienvertreter vor der Tür stehen? Mit diesem Thema befasste sich eine von drei Kleingruppen im zweiten Teil des Workshops. »Seien Sie ehrlich«, ist einer der wichtigsten Ratschläge der Journalisten. »Wenn Sie etwas nicht wissen, dann sagen Sie das. Sagen Sie auch, was Sie nicht sagen wollen oder dürfen. Aber blockieren Sie nicht und halten Sie uns nicht zum Narren.« Wenn die Wahrheit über die Hintertür herauskommt, fühlen sich auch Journalisten hintergangen. »Vernetzen Sie sich im Fall von Krisen auch mit anderen betroffenen Institutionen«, rät Doris Banzhaf, »und sprechen Sie Ihre Kommunikationsstrategien miteinander ab.«
Ein Sozialarbeiter will wissen: »Wenn nun die Presse anruft und ich überrumpelt bin – darf ich dann sagen: Rufen Sie in zwei Stunden wieder an?« Er darf, wird von den Journalisten am Tisch abgenickt. Zwei Stunden sind kein Thema. Und man darf, soll bitte Regeln vereinbaren, wenn es beispielsweise um Klientenschutz geht. »Sagen Sie gleich von Anfang an, wenn Personen anonymisiert werden sollen.« Gegenseitige Offenheit schafft Vertrauen. Und wenn beide Seiten sich daran halten, setzt es sich fort.
Abschließende Botschaften:
»Bei allem, was wir heute diskutiert haben: Überschätzen Sie sich nicht! Es ist kein Wunder, dass in der Öffentlichkeitsarbeit der großen Sozialverbände professionelle Journalisten arbeiten!«, sagt Doris Banzhaf abschließend.
Christian Könemann resümiert: »Es ist viel zu tun in der Öffentlichkeitsarbeit von sozialen Organisationen. Aber es bewegt auch etwas. Das zeigt allein dieser Workshop.«
Die Schulsozialarbeiterin Magdalena Landenberger bestätigt das aus eigener Erfahrung: »Pressearbeit in der Sozialen Arbeit wird immer selbstverständlicher. Ich habe mich in meiner Organisation aktiv dafür eingesetzt und konnte mit entsprechenden Tätigkeiten sogar meine Stellendeputate erhöhen.«
»Bei allem, was wir heute diskutiert haben: Überschätzen Sie sich nicht! Es ist kein Wunder, dass in der Öffentlichkeitsarbeit der großen Sozialverbände professionelle Journalisten arbeiten!«, sagt Doris Banzhaf abschließend.
Christian Könemann resümiert: »Es ist viel zu tun in der Öffentlichkeitsarbeit der Sozialen Arbeit. Aber es bewegt auch etwas. Das zeigt allein dieser Workshop.«
Die Schulsozialarbeiterin Magdalena Landenberger bestätigt das aus eigener Erfahrung: »Pressearbeit in der Sozialen Arbeit wird immer selbstverständlicher. Ich habe mich in meiner Organisation aktiv dafür eingesetzt und konnte mit entsprechenden Tätigkeiten sogar meine Stellendeputate erhöhen.«
Was tun wir, wenn es im Fall einer Krise plötzlich Medienvertreter vor der Tür stehen? Mit diesem Thema befasste sich eine von drei Kleingruppen im zweiten Teil des Workshops. »Seien Sie ehrlich«, ist einer der wichtigsten Ratschläge der Journalisten. »Wenn Sie etwas nicht wissen, dann sagen Sie das. Sagen Sie auch, was Sie nicht sagen wollen oder dürfen. Aber blockieren Sie nicht und halten Sie uns nicht zum Narren.« Wenn die Wahrheit über die Hintertür herauskommt, fühlen sich auch Journalisten hintergangen. »Vernetzen Sie sich im Fall von Krisen auch mit anderen betroffenen Institutionen«, rät Doris Banzhaf, »und sprechen Sie Ihre Kommunikationsstrategien miteinander ab.«
Ein Sozialarbeiter will wissen: »Wenn nun die Presse anruft und ich überrumpelt bin – darf ich dann sagen: Rufen Sie in zwei Stunden wieder an?« Er darf, wird von den Journalisten am Tisch abgenickt. Zwei Stunden sind kein Thema. Und man darf, soll bitte Regeln vereinbaren, wenn es beispielsweise um Klientenschutz geht. »Sagen Sie gleich von Anfang an, wenn Personen anonymisiert werden sollen.« Gegenseitige Offenheit schafft Vertrauen. Und wenn beide Seiten sich daran halten, setzt es sich fort.
Abschließende Botschaften
»Bei allem, was wir heute diskutiert haben: Überschätzen Sie sich nicht! Es ist kein Wunder, dass in der Öffentlichkeitsarbeit der großen Sozialverbände professionelle Journalisten arbeiten!«, sagt Doris Banzhaf abschließend.
Christian Könemann resümiert: »Es ist viel zu tun in der Öffentlichkeitsarbeit der Sozialen Arbeit. Aber es bewegt auch etwas. Das zeigt allein dieser Workshop.«
Die Schulsozialarbeiterin Magdalena Landenberger bestätigt das aus eigener Erfahrung: »Pressearbeit in der Sozialen Arbeit wird immer selbstverständlicher. Ich habe mich in meiner Organisation aktiv dafür eingesetzt und konnte mit entsprechenden Tätigkeiten sogar meine Stellendeputate erhöhen.«
Mehr Infos zum Projekt
Geleitet wurde das einjährige Projekt „Soziale Arbeit und Journalismus“ im 5. und 6. Semester des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit von Prof. Berthold Dietz, Prof. Katrin Toens und Rebekka Sommer (M.A. Soziale Arbeit, Journalistin und Texterin).
Die 15 Studierenden haben als Abschlussarbeit eine Arbeitshilfe für die Pressearbeit in der Sozialen Arbeit erstellt: https://sozialearbeitmeetsjournalismus.wordpress.com
Bilder: Fionn Große